शनिवार, 9 अगस्त 2014

27 - Eine Lokalrunde von Giovanni

Als ich kurz vor 20.00 Uhr die Wache betrat, um meinen Nachtdienst bei der zivilen Einsatzgruppe anzutreten, wurde ich schon ungeduldig von meinem Streifenpartner erwartet. Einer unserer Informanten hatte angerufen und mitgeteilt, dass sich in einem bestimmten Nachtlokal im Inspektionsbereich ein `Giovanni´ aufhalten sollte, der mit Haftbefehl gesucht würde. Nähere Informationen über Giovanni, über sein Aussehen etwa oder über die Funktion des Giovanni in dem hinreichend bekannten Lokal hatte er trotz intensiven Nachhakens nicht erhalten. Um eine gezielte Razzia in dem Lokal durchzuführen, waren die Informationen zu dürftig und der Informant allgemein zu unzuverlässig.

So beschlossen wir, die Sache auf weniger spektakuläre Weise anzugehen. Ich setzte den Kollegen gegen 22.30 Uhr - eine halbe Stunde nach Öffnung des Lokals - am Eingang desselben ab. Mein Streifenpartner betrat die Gaststätte, in der üblicherweise nur leichte Damen und ihre Beschützer verkehrten, wenn sie einmal ungestört unter sich sein wollten. Ein freier Barhocker war der geeignete Ort, um das kommende Geschehen zu verfolgen.

Mittlerweile hatte ich nach längerer Suche eine unbesetzte Telefonzelle mit einem - für Schwabinger Verhältnisse fast ein Wunder - freien Parkplatz davor (in einer Feuerwehranfahrtszone) entdeckt. Flugs die Nummer aus dem Telefonbuch gesucht und gewählt. "...Ja, bitte?" "Mächte ich sprrächän Giovanni, ist serr wiechtig!!!" Der Teilnehmer schrie irgendwohin nach einem Giovanni und legte dann kommentarlos den Hörer mit einem deutlichen Ruck zur Seite.

Ich hatte genug gehört, knallte den Hörer auf die Gabel und sprintete zum Dienstwagen zurück. Ich wollte meinen Partner nicht länger als unbedingt nötig mit der vornehmen Gesellschaft allein lassen. Wie er mir später berichtete, ereignete sich im Anschluss an meinen Anruf folgendes:

Der Wirt - er hatte das Gespräch angenommen - öffnete die Kellertür hinter der Bar und rief in den Keller hinunter nach Giovanni. Kurz darauf kam ein jüngerer Bursche in Malerkittel und mit Farbklecksen im Haar die Treppe herauf und nahm den Hörer auf. Nachdem er mehrmals vergeblich `Hallo´ gerufen hatte, legte er wieder auf und erkundigte sich erbost beim Wirt, ob er ihn verschaukeln wolle. Dieser beteuerte seine Unschuld. Da mischte sich einer der `Beschützer´ in das Gespräch. „He, Giovanni, ich glaube, das waren die Bullen. Jetzt haben sie dich am ... (volkstümlicher Ausdruck für Gesäß). Das wiederum entlockte Giovanni nur ein müdes Lächeln. "Bevor mich Bullen finden, gäht Welt unter. Suchen seit drei Jahren nach Giovanni, aber Giovanni sein schlau!" In das zustimmende Gelächter verkündete Giovanni lautstark, dass er eine Lokalrunde auf die dummen Bullen ausgeben würde.

Der Wirt zauberte Gläser auf die Theke, und ehe mein Kollege reagieren konnte, hielt er ein Stamperl Schnaps in den Fingern. Man prostete sich zu und - hopp - rann der Alkohol die Kehle hinunter. Ich betrat das Lokal just in dem Moment, als die Gläser klirrend wieder abgesetzt wurden. Kaum merklich deutete mein Partner mit dem Kopf auf Giovanni. Ich gönnte ihm einen extra langen Blick auf die Kriminaldienstmarke, ehe ich ihn bat, sich auszuweisen. Einen Moment herrschte atemlose Stille im Raum. Dann wieherte die Meute los. Der Rest war Formsache. Giovanni hatte vor langer Zeit seine Unterhaltszahlungen eingestellt und musste deshalb noch drei Monate absitzen.

Dass sich mein Partner ausgiebig für die Einladung zum Schnaps bedankte, verlangte allein schon die Höflichkeit...